[…] jede Bereicherung des Repertoires ist willkommen, und da es sich um ein
jüdisches Sujet handelt, ist die Musik sicher viel lohnender als Weills Partitur für Werfels „Weg der Verheißung“!
Bubers Elija ist einer der wichtigsten Texte seiner Spätzeit, der schon im Jahr seiner Entstehung 1955 von Bubers Freunden, insbesondere von Werner Kraft, brieflich kritisiert wurde, weil ihm die „dichterische Sprache“ fehle. Andererseits hat Bubers Biograph Maurice Friedman schon früh bemerkt, dass in dem kurzen Dramentext Bubers ganze Auffassung der jüdischen Religion sowie sein Verständnis des biblischen Prophetentums enthalten sei. Auch nach seiner Veröffentlichung in Bubers Hausverlag Lambert Schneider im Jahr 1963 ist das Stück wegen seiner dramaturgischen Schwierigkeiten – es sieht in dreiundzwanzig Szenen über vierzig Einzelrollen und mehrere Massenauftritte von Baalspriestern, Propheten und Volk vor – erst 1966, also nach Bubers Tod, uraufgeführt worden, allerdings auch dann nur auf einer Studentenbühne an dem von katholischen Nonnen gegründeten Manhattanville College oft he Sacred Heart in Purchase, New York. Die „eigentümlichste Gestalt“ der jüdischen Sage, die Buber nach eigener Aussage mit dem Propheten Elias auf die Bühne stellen wollte, ist deshalb bis heute einem größeren Publikum unbekannt geblieben.
Buber hat sich schon früh mit dem Propheten Elias auseinandergesetzt, ja man kann sagen, er hat schon in seinem 1904 veröffentlichten Gedicht Elijahu – wie dann in seinem Mysterienspiel – den Propheten als Ansprechpartner der Stimme Gottes ausgezeichnet. In einer Anmerkung zu seiner chassidischen Geschichte Elija von 1922 hält er fest, er sei „der stete Bote Gottes an die Menschenwelt […] als Vorbote des Messias, als Wecker und Rufer die träge Menschheit dem Kommenden zu bereiten“. Von dieser Einsicht ist auch die Charakterisierung des Propheten im Bühnenmysterium geprägt. Elija ist die einzige Figur des Stückes, die mit der „Stimme“ Gottes im Dialog steht. Er tritt als freies Ich dem jenseitigen Du gegenüber, spricht mit ihm, so wie Er mit seiner Stimme dem Ziegenhirt zuspricht, der dadurch zum „Künder“ Gottes vor den Menschen wird.